Spielen und Lernen

Quelle "Spielen und lernen, 12/2010"

Ralf Ruhl

Huckleberry Finn ist ein sozialer Problemfall. Die Mutter tauch nie auf, der Vater trinkt und wird schnell gewalttätig. Huck schwänzt die Schule, läuft immer wieder von Zuhause fort. Schlechte Voraussetzungen für ein bürgerliches Leben. Und gute, um in Abhängigkeit von Suchtmitteln zu geraten.
Heute würden viele Kinder in ähnlichen Lagen so reagieren. Warum ausgerechnet er nicht? Was hält ihn gesund? Und was hält uns und unsere Kinder gesund? Die Antwort von Prof. Eckhard Schiffer, psychoanalytisch orientierter Psychater und Chefarzt des Krankenhauses Quakenbrück, ist verblüffend einfach: Huck konnte spielen.

Seine Eltern hatten ihn nicht zu Klavierstunden angemeldet, seine Nachmittage waren nicht von Hausaufgaben, Nachhilfe und Training verplant. Und: Er stand nicht ständig unter pädagogischer Aufsicht. Er hatte ein anregendes Umfeld, Wald und Fluß; viele Möglichkeiten Selbstwirksamkeit zu erfahren - ein Floß zu bauen -; er konnte mit seinen Freunden abtauchen in Tagträume und zurückkehren in die Realität.

In anregenden Geschichten aus Therapie und Alltag erzählt Schiffer, wie mit Zugewandheit, Kreativität und einer gehörigen Dosis zweckfreien Spielens auch schwer belastete traumatisierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene den Weg in eine erfülltes Leben finden können. Für Eltern besonders hilfreich: Die Checkliste, was alles in einem Kinderzimmer sein sollte. Ein rundum gutes, schön erzähltes und kluges Buch, das Eltern endlich einmal nicht sagt, was sie tun sollen.

Schiffer, E.: "Warum Huckleberry Finn nicht süchtig wurde"
 überarbeitete Auflage 2010, 160 S.; 12,95 Euro
 ISBN 978-3-407-85905-1

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